Clever sind sie schon, die Chinesen.
Denn um den Tourismus in Yunnan in Gang zu bringen,
erinnerten sich die damit beauftragten Manager an einen Roman von James Hilton.
Der beschrieb 1933 in „Shangri-La“ einen fiktiven Ort in Tibet, an dem die
Menschen in Harmonie und Frieden leben, ein Paradies auf Erden. Und weil die
Vorstellung davon so schön und so weit weg von der Realität war, fand
„Shangri-La“ seinen festen Platz in der Populärkultur, sei es als Name von
Hotelketten oder als Refrains in Schlagertexten.
Die Chinesen aber benannten kurzerhand einen Ort im
Nordwesten von Yunnan nach diesem Utopia und begannen, weite Teile der Provinz
zu einer Urlaubsdestination rund um diese Vorstellung zu entwickeln.
Und es passt!
Städte wie Lijiang wurden behutsam restauriert. Touren in
die Vorberge des Himalaya sind möglich, ebenso weiter nach Süden zu
Reisterrassen und Dschungelausläufern. Sowohl landschaftlich als auch kulturell
ist Yunnan eine der diversifiziertesten Provinzen ganz Chinas.
Klicken Sie doch mal weiter!
Pu´er-Tee, eine Spezialität aus Yunnan. Kenner schätzen den Grünen Tee aus Hangzhou und den Oolong vom Wuyi Shan allerdings qualitativ höher ein |
Tiefe Schluchten im Norden, Terrassenfelder im Süden,
Nationalparks in der Mitte und überall die Ahnung des Hochgebirges im Westen: Yunnan
ist landschaftlich die abwechslungsreichste Provinz Chinas.
Lange Zeit waren die Täler dort abgeschieden und isoliert
vom Rest des Landes, weit weg von den staatlichen Gewalten Pekings. Zusammen
mit den angrenzenden Nordprovinzen von Laos und Burma bildeten sie das
berüchtigte „Goldene Dreieck“; in den 70´ern Weltmarktführer in der Produktion
von Heroin.
Die Zeiten sind vorbei. Yunnans Hauptstadt Kunming ist
mittlerweile ans chinesische Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen und von
Shanghai aus per Zug in wenigen Stunden zu erreichen. Touristisch bleiben dort
keine Wünsche offen: Von naturnahen Trekkingtouren bis zu organisierten
Folkloreabenden wird vieles geboten.
Einzig die Heroinproduktion hat sich verlagert,
Afghanistan setzt nun hier die Standards. Yunnan aber ist für
naturinteressierte Chinareisende ein Hotspot geworden.
Blick über die grauen Dächer von Lijiang |
Morgens im Laojunshan - Nationalpark |
Die Buntsandstein-Riffe gehören zu den sogenannten Danxia-Formationen Südchinas |
Die Yangtze-Schlucht in Nordyunnan |
Wild und ungezähmt ist der Fluß hier noch |
Anbau von Maca, einer ursprünglich aus Südamerika stammenden Wurzel. Sie gilt als natürliches Aphrodisiakum |
Hani, Yi und Naxi sind nur einige der vielen
Minderheiten, die in Yunnan leben. Dazu gesellen sich noch die Han-Chinesen und
sogar Mongolen, die irgendwann mal dort hängen geblieben sind.
Sie alle machen Yunnan zur ethnisch vielfältigsten
Provinz Chinas.
Als ich 1997 das erste Mal in der Hauptstadt Kunming war,
konnte der Kontrast zu Shanghai nicht größer sein. Diese Stadt wandelte sich
gerade zu einer globalen Metropole, die Menschen adaptierten bereits den
internationalen Mode- und Lebensstil. In Kunming dagegen nahm die Entwicklung
erst so langsam ihren Lauf. Blaue Mao-Anzüge gehörten noch zum Stadtbild,
Volkstrachten ebenso.
Heute, 2023, ist Kunming über das chinesische
Hochgeschwindigkeitsnetz in wenigen Stunden per Zug von Shanghai aus zu
erreichen. Das Stadtbild ist modern und uniform, Volkstrachten sieht man in der
Stadt kaum noch.
Blicke in die Zukunft |
Richtig frisch, so müssen die Zutaten für die chinesische Art des Kochens sein |
Auf dem Weg ins neue Jahrtausend |
Ethnische Vielfalt in Kunming - und die traditionelle Kleidung nicht nur für Touristen |
Heute in chinesischen Städten nicht mehr zu sehen: Die blaue Mao-Uniform |
1997 waren Fahrräder in Kunming das Standard-Transportmittel |
Auch für ihn bricht eine neue Zeit an |
Tief im Süden Yunnans, fast schon an der Grenze zu Burma,
liegt das Siedlungsgebiet der Hani-Ethnie. Ursprünglich siedelten sie weiter
nördlich, doch wurden sie im Laufe der Jahrhunderte in die unzugänglichen
Bergregionen Südyunnans verdrängt. Und dort machten sie aus der Not eine
Tugend: Um Flächen für den Reisanbau zu schaffen, terrassierten sie die
Berghänge und schufen ein einzigartiges Bewässerungssystem.
Im Frühjahr sind die Felder geflutet, um ab Mai die
Setzlinge aufzunehmen. Ein spektakulärer Anblick!
Es gehört wirklich nicht viel dazu, sich vorzustellen,
welche enorme Arbeit nötig ist, um den Terrassen die Reiskörner abzuringen. Mit
der Hände Arbeit, ohne Mechanisierung.
Tourismus ist auch hier eine Chance. Hotels und „Scienic
Spots“ schiessen aus dem Boden. Zumindest was ich gesehen habe, aber durchaus
dezent und in die Landschaft integriert.
Touren ins Gebiet von Yuanyuang werden von vielen
Veranstaltern ab Kunming angeboten. Oft kommen neue Anbieter hinzu oder alte
firmieren um. Bei Interesse schauen Sie doch einfach mal ins Internet.
Die Reisterrassen sind schlichtweg ein Meisterwerk |
Tourismus ist hier die Chance, wirtschaftlich ist der Reisanbau nicht mehr |
Wie Linolschnitte wirken die Terrassen aus der Vogelperspektive |
Nur durch der Handarbeit geschaffen |
Die gefluteten Felder spiegeln das Licht |
Welch ein Kunstwerk ! |