Am
offensichtlichsten vielleicht in Xiamen und Quanzhou zeigt sich die frühere
Bedeutung der Küstenstädte dort. Jugendstilvillen aus dem frühen 20.
Jahrhundert in Xiamen, Moscheen und Pagoden -tausend Jahre älter- in Quanzhou
zeugen von der frühen Internationalität dieser Orte.
Quanzhou war
einst der bedeutendste Überseehafen an der Ostküste, Chinas „Tor zur Welt“ im
12. Jahrhundert. Arabische Händler errichteten dort Depandancen. Und
Gotteshäuser, denn andere Versicherungen für eine Seereise gab es noch nicht.
Xiamen
dagegen erlebte seine Boomzeiten zur vorletzten Jahrhundertwende, als sich westliche
Kaufleute und reich gewordene, zurückgekehrte chinesische Auswanderer Villen
auf der vorgelagerten Insel Gulangyu bauten.
Die
Atmosphäre in diesen Städten ist immer noch anders als in anderen chinesischen
Orten.
Sie werden es
spüren, wenn Sie dorthin fahren!
Xiamen Downtown: Art Decó-Architektur in der Zhongshan Road. |
Man zeigt, was man hat: Villen auf Gulangyu Island, Xiamen. | Das restaurierte Eingangstor der Qingling-Moschee in Quanzhou. |
Ausnahmezustand
im Bahnhof Shanghai-Hongqiao, die „Golden Week“ beginnt. Das bedeutet eine
Woche kollektive Ferien unter weitgehend gelockerten Corona-Beschränkungen.
Menschen, die endlich heim zur Familie in die Zentralprovinzen reisen können,
treffen auf die, die einfach nur mal wieder rauswollen.
Auch ich
ergriff die Gelegenheit und machte mich auf nach Süden, in die Provinz Fujian,
den Ursprungsort der Teekultur.
Erste Station
war der Nationalpark im „Gebirge der Götterfinger“, der Wuyi Shan, berühmt in
ganz China für seine seit Jahrhunderten kultivierten Teeplantagen inmitten
bizarrer Buntsandsteinberge.
Gerade diese
Verbindung macht den Reiz des Ortes aus. Wanderwege führen durch die Bergwelt
vorbei an steilen Felswänden mit Teesträuchern auf engen Talböden. Das
Wuyi-Gebirge ist die Heimat des Oolong-Tees. Bei einer Teeverkostung lernt man
die feinen Unterschiede seiner Sorten und Aufgußvarianten kennen.
Übrigens hat
mich die Teekultur am Wuyi Shan sehr an die der Weinkultur in Mitteleuropa
erinnert: Differenzierung über Sorten, familiäre Struktur der Betriebe und
Schwerpunkt auf Direktvermarktung.
Wandertouren
und Teeverkostungen im Wuyi Shan kann man bequem im Internet buchen.
Ein Must für Naturfreunde
und Foodies!
Einer der "Götterfinger" am Jiuqu-Fluß im Wuyi Shan-Nationalpark, Prvinz Fujian. | Von hier aus fand der Oolong-Tee seinen Weg nach Taiwan und Japan. |
In den
Gebirgen zwischen Shanghai und Shenzhen zeigt sich ein China, das mit den bekannten
Boomtowns wenig gemein hat. Die Provinzen Hunan und Guangxi im südlichen Landesinneren
sind weitgehend unberührt von Industrialisierung, der Binnentourismus ist hier
ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
In den Bergen
selbst finden sich atemberaubende Nationalparks, darunter so bekannte wie die
Karstlandschaft um Guilin, aber auch solche, von denen Sie noch nie etwas
gehört haben.
Genau die
möchte ich Ihnen näher vorstellen!
Meist
Sandsteinklippen, üppig bewachsen mit Sträuchern und Bäumen, schaffen eine
besondere Atmosphäre, zauberhaft und geheimnisvoll. Aussichtspunkte geben
Blicke auf die Felsgruppen frei.
Allerdings,
wie in fast allen chinesischen Nationalparks, sind individuelle Wanderungen
nicht vorgesehen. Viele der Spots sind über Seilbahnen erschlossen, und genau
das ist die Herausforderung während der kollektiven chinesischen Feiertage.
Ungeheure
Menschenmassen stehen dann bis zu mehreren Stunden an um hinauf, aber auch
wieder hinab zu kommen. Ein guter Grund, die Nationalparks im Süden während des
Neujahrsfestes Anfang des Jahres und der „Golden Week“ im Oktober zu meiden,
wenn es denn geht.
Beeindruckend
aber sind Besuche dort allemal!
Stau der Ausflugsschiffe auf dem Li-Fluß bei Guilin, dem von Touristen am häufigsten besuchten Ort in ganz China. |
Weitgehend unbekannt, doch atemberaubend: Der Baijiaozhai-Nationalpark im Grenzgebiet der Provinzen Guangxi und Hunan. |
Kennt im Westen auch kaum einer: Longsheng Hotspring Nationalpark im Großraum Guilin. |
Inspiration für den Film "Avatar": Die Berge im Zhangjiajie-Nationalpark, Provinz Hunan. | Rote Tafeln mit Wünschen zum chinesischen Neujahrsfest werden dort auf manchen Bergen aufgehängt. |
Goldgelb
stehen die Rispen vor der Ernte auf den Terrassenfeldern. Keine Maschine kann
den Bauern dort die Arbeit erleichtern; Knochenarbeit für ein paar Kilo Reis.
Den jungen Leuten erscheint da sogar ein Job am I-Phone-Montageband von Foxconn in Shenzhen attraktiver. Zurück in den vergessenen Dörfern bleiben die Alten, die die Felder bewirtschaften. Dank Tourismus und staatlichen Subventionen ist so zumindest ihr Bestand gesichert. Ob nun als Illustration einer vergangenen Zeit, als Kulisse für Besucher oder aber als Reminiszenz an die vergangene bäuerliche Kultur im gebirgigen Süden Chinas sei dahingestellt, fotogen ist das Sujet allemal.
Reisernte auf den Terrassenfeldern des "Dragon Backbone" bei Guilin. |
Fast schon Burgen: Wehrhafte Rundhäuser der Hakka-Minorität im Landesinneren der Provinz Fujian. |
Dutzende von Familien wohnen in diesen Häusern. |
Eingang zu einem Hakka-Dorf. Die Schriftzeichen um die Türen werden zum Neujahrsfest angebracht. | Die Hakka leben heute in ganz Südostchina und weltweit in der chinesischen Diaspora. |
Nach dem Dreschen der Reispflanzen werden die Körner getrocknet. Dorf Xidi am Wuyi Shan, Provinz Fujian. |