Nordindien

Die Moguln, Lord Ganesh und die Briten






1. Willkommen in einer anderen Welt!


2. Chandni Chowk, die Mondscheingasse in Delhi


3. Das Erbe der Moguln


4. Ganesha Chartuthi in Pune




1. Willkommen in einer anderen Welt!

Stopover am Delhi Airport und weiter geht es erst am nächsten Tag? Sie haben keine Lust, sich die Zeit in einem sterilen, gesichtslosen Hotelzimmer totzuschlagen?

Dann ist hier die Alternative:

Setzen sie sich am Flughafen in die U-Bahn, fahren sie bis zur Station Chandni Chowk -Downtown Delhi- und Sie werden eine andere Welt erleben. So exotisch, so vibrierend, so einzigartig, daß Sie die Eindrücke lange nicht vergessen können.

Denn auf dem Straßenabschnitt zwischen U-Bahnstation und dem „Roten Fort“ erleben Sie das komplette indische Kaleidoskop aus Religionen, Menschen und Originalitäten; unmittelbar, ungefiltert und mit voller Wucht – und alles für den lächerlichen Preis einer Fahrkarte.

Wenn Sie nur kurze Zeit in Indien verbringen können, aber offen für neue Eindrücke sind, organisiertes Chaos als Erfahrung betrachten und ein kleines Abenteuer zwischen zwei Geschäftsterminen suchen, dann fahren Sie mit der U-Bahn zur Chandni Chowk! 




Vor der Jama-Moschee, Chandni Chowk:
Ein Sikh wartet darauf, daß seine Freunde ihr Gebet beenden.


In der Jama-Moschee, Chandni Chowk:
Der Islam in Indien ist säkularisiert.




2. Chandni Chowk, die Mondscheingasse in Delhi

Chandni Chowk, die „Mondscheingasse“. Der Name suggeriert Ruhe und Selbstbesinnung…

So stolpert man auch unmittelbar am Ausgang der U-Bahnstation in einen Hindutempel, es folgen ein Sikh-Gotteshaus, eine Kirche und an der Ecke ein Jain-Tempel. Die phantastische Jama-Moschee ist nur einen kurzen Spaziergang entfernt.

Ein heiliger, beschaulicher Ort diese Chandni Chowk, könnte man denken ob der vielen Gotteshäuser – von wegen!

Die Luft ist geschwängert vom Geruch aus den Garküchen, das Geschrei der Händler wird nur noch vom Dauerhupen der Autos übertönt. Was sollen die auch sonst machen, es geht weder vor noch zurück. Dazwischen Fahrradrikschas, gesteuert von drahtigen, schwitzenden Fahrern, auf der Sitzbank elegante Ladies in Seidensaris. Mit langsamen Schritten und stoischem Blick ziehen Ochsen hochbeladene Gewürzkarren vorbei. Menschenmassen drängen sich zwischen den Autos; es ist ein einziges Schieben, Quetschen und Drängeln.

Am Ende der Straße dann das „Rote Fort“, zentraler Punkt Alt-Delhis. Ein imposanter Festungsbau aus Buntsandsteinquadern, in dem man sich vom Frontalangriff auf alle Sinne etwas erholen kann.

Den Mondschein aber muß man woanders genießen. 




Ein Eldorado für Foodies: Der Gewürzmarkt am unteren Ende der Chandni Chowk.



Ohren zuhalten bringt wirklich nichts!


Die beste Art, seine Waren auf der Chandni Chowk zu präsentieren.



Kein ungewöhnlicher Verkehrsteilnehmer in Downtown Delhi.




Jeder versucht irgendwie über die Runden zu kommen.


Was wäre der indische Alltag ohne Bollywood?



3. Das Erbe der Moguln

Heute gibt sich Indien hinduistisch-nationalistisch und verdrängt, daß es das - gemessen an der Anzahl der Gläubigen – drittgrößte islamische Land der Welt ist.

Dabei stellten die muslimischen Herrscher über zwei Jahrhunderte lang die Führungsschicht im Lande und wurden erst Mitte des 18. Jahrhunderts durch die Briten verdrängt.

Hinterlassen haben die Moguln Paläste, Festungen und Moscheen, die zu den beeindruckendsten und auch schönsten der Welt gehören. Das Taj Mahal in Agra ist nur eines von ihnen. Ganz Nordindien einschließlich der Hauptstadt Dehli ist geprägt von ihren Bauten aus Marmor und vor allem roten Buntsandstein.

Nur eine kleine Auswahl habe ich Ihnen hier zusammengestellt.
 



Gläubige strömen zum Morgengebet in die Jama Mashid, eine der größten Moscheen der Welt.



Qutb Minar, ein imposantes Minarett aus der Zeit der Moguln.


Die Sandsteinsäulen dort sind aufwendig bearbeitet.



Indiens Muslime interpretieren den Koran auf ihre Weise.




Fatepur Shikri bei Agra,
eine atemberaubende muslimische Palastmoschee.


Intarsien aus Hämatit und Malachit in den Marmorwänden
einer Moschee im Red Fort, der Stadtburg Delhis.



Das Red Fort, Mittelpunkt des alten und neuen Delhis.




Die weißen Marmormauern des Taj Mahal in Agra,
fotografiert aus einer anderen Perspektive.


Auch in Agra gibt es ein Red Fort,
hier das Eingangstor.



4. Ganesha Chartuthi in Pune

Neulich verriet mir ein einheimischer Kollege: „Alle Inder suchen ständig nur nach einem Grund, um zu feiern. Nicht um des Feierns willen, sondern um den harten Alltag zu vergessen“.

Glücklicherweise gibt es im hinduistischen Pantheon unzählige Götter, die alle irgendwann  einen Ehrentag haben, der begangen werden muß.

So wie der Geburtstag Lord Ganeshs, des elefantenköpfigen Sohnes von Shiva und Kali. Besonders in Pune, einem der Hauptzentren der Verehrung, wird tagelang seiner gedacht, bis eine Parade durch die Straßen das Ende der Feierlichkeiten markiert. Trommler, Musikanten und Schauspieler bilden einen kilometerlangen Zug, tausende von Menschen das begeisterte Publikum.

Zu Beginn der Prozession formieren sich die Teilnehmergruppen in den Straßen Punes, bevor es unter dem ohrenbetäubenden Wirbel der Trommeln losgeht.  Orangefarbene Fahnen werden rythmisch in den Himmel gestoßen, fast schon akrobatisch führen die Träger dazu Tänze auf. Motivwagen mit Ganesha-Figuren gleiten langsam vorbei, gezogen von weißen Ochsen, die sich weder von Lärm noch vom Rausch der Farben aus ihrer stoischen Ruhe bringen lassen.

Auffallend viele Frauen mit traditionellem Nasenschmuck schlagen die Trommeln; die Straße bebt, die Sonne brennt und das Publikum gerät in Ekstase.

Es beginnt eine wilde, rauhe Prozession, die wenig mit den ausgefeilten Choreographien der brasilianischen, geschweige denn mit der alkoholisierten Trägheit der rheinischen Karnevalsumzüge gemein hat.

Und doch, bei aller Ausgelassenheit und Ekstase, ist die Grundstimmung bei diesem Fest friedlich, Alkohol und Machismo spielen keine Rolle. Gäste, zumal aus dem Ausland, sind willkommen.

Ganesha Charturti findet jedes Jahr zwischen Mitte August und Mitte September statt; das Datum der Prozession orientiert sich am Vollmond und kann aus dem Internet abgerufen werden.

Pune als einer der wichtigsten Industriestandorte Indiens  ist problemlos über Inlandsflüge oder per Bahn von Mumbai aus erreichbar. 




Indien, ein Rausch von Farben.



Die Choreographien der Musikgruppen sind minutiös geplant.


Viele trainieren das ganze Jahr über für diesen Tag.



Party!



Trommeln aller Art sind das Musikinstrument der Wahl
am Ehrentag von Lord Ganesh.



Und ein charmantes Lächeln herab vom Prunkwagen
macht den Tag perfekt.
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