Nach Rajasthan!

In die Wüste geschickt





1. Mit dem "Jaisalmer Express" nach Westen


2. Jaipur und Jodhpur


3. Endstation Jaisalmer


4. In der Wüste Thar





1. Mit dem „Jaisalmer Express“ nach Westen


Hauptbahnhof Delhi, Abfahrt 22.00 Uhr, Nachtzug nach Jaisalmer.

Wer es gern organisiert und übersichtlich mag, bleibt zu Hause.

Denn wer einmal in Delhi einen Zug bestiegen hat, für den gleichen die Bahnsteige im Frankfurter Hauptbahnhof den Korridoren einer AOK - Rehaklinik.

Ein buntes Meer aus Saris, Kaftanen und Adidas-Jacken wabert auf den Bahnsteigen, ab und zu geteilt von den Karren der Gepäckträger, die sich, gleich den Eisbrechern im Packeis langsam die Massen teilend, nach vorne bewegen.

Ein Typ in Pluderhosen nutzt das freie Gleis für einen Schiss zwischen den Schienen und Wüstenbewohner mit Turban schauen stoisch ins nächtliche Nichts, dahin, wo sich die Gleise in der Dunkelheit verlieren.

Dazu eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse aus den heiseren Schreien der Teeverkäufer und den plärrenden Durchsagen aus den Lautsprechern, immer wieder übertönt durch das Wummern der einfahrenden Dieselloks.

Bahnfahren in Indien ist ein Abenteuer, ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht.

Fliegen – das ist was für Lutscher.




Ankunft am frühen Morgen in Jaisalmer



2. Jaipur und Jodhpur


Schon kurz hinter Delhi macht der Zug Strecke auf seiner Reise in die Wüste, Richtung Westen, Richtung Pakistan.

Vorbei geht es an Städten wie Jaipur und Jodhpur, überragt von uralten Forts , die aus dem Fels zu wachsen scheinen, und deren Zugänge durch Tore geschützt sind, gespickt mit eisernen Dornen, um die Kriegselefanten der Gegner abzuhalten.




Die "Pink City" Jaipur, benannt nach den rötlich gefärbten Hauswänden



Selbstbewußte junge Frauen in Jaipur


Stuckarbeiten in der Residenz des Maharadjas




Der "Palast der Winde" in Jaipur




Jodhpur, die "Blaue Stadt". Traditionell blau gestrichen sind die Häuser der Brahmanen, der ganz oben stehenden Bevölkerungsgruppe im hinduistischen Kastenwesen



Die atemberaubende Festung in Jodhpur


In Rajasthan geht der hinduistische Kulturkreis in den moslemischen über



3. Endstation Jaisalmer


Brauner, leerer und vertrockneter wird das Land, das der Zug auf seiner Fahrt nun durchfährt.

Und so langsam stellt sich die Leichtigkeit ein, die entsteht, wenn kein Telefon klingelt, kein Termin drückt und kein Zeitgenosse nervt. Den Marsalatee in der Hand, bei offener Waggontür auf dem Blechboden sitzend und seinen Gedanken nachhängend, während über der Wüste die Sonne aufgeht, das ist reisen um des Reisens willen.

Nicht mehr lange, und der Zug rumpelt ein in den Bahnhof von Jaisalmer. Ein letztes Mal noch zischt die entweichende Luft aus den Bremszylindern, ein langer Schritt vom Trittbrett des Waggons runter auf den Beton des Bahnsteiges und das Ziel ist erreicht.

Wie aus einer Erzählung aus tausendundeiner Nacht erhebt sich die Festung von Jaisalmer aus der Wüste, mysthisch, atemberaubend und geheimnisvoll. Hier verliert sich das, was man sonst so mit Zivilisation in Verbindung bringt. Eine letzte Oase, bevor das Dünenmeer der Wüste Thar beginnt.




Die Festung von Jaisalmer überragt die Wüstenstadt



Die Patwa-Havelis in Jaisalmer: Balkone aus geschnitztem Kalkstein



Kunstschätze in Hitze und Staub



4. In der Wüste Thar


Die Abstände zwischen den Lehmhäusern werden bald größer, die Müllhaufen an der Straße kleiner und Menschen verlieren sich nur noch selten auf Wegen, die immer staubiger werden.

Unmittelbar hinter Jaisalmer beginnt die Einsamkeit der Wüste Thar.

Die Sonne knallt mit voller Kraft vom Himmel, verbrennt Geröllflächen und Sanddünen. Und trotzdem leben Menschen hier, wettergegerbte Nomaden, Vorfahren der europäischen Sinti und Roma, die sich von Rajasthan aus vor Jahrhunderten auf den Weg nach Westen machten.

Sanfter Tourismus ist heute das Business hier, Kameltouren und Folkloreabende, alles aber dezent und sehr entspannt. Solche Touren in die Wüste kann man in Jaisalmer fast überall buchen, Dinner am Lagerfeuer und Zigeunerfolklore inclusive. Und wenn dann auch noch feuerrot über den Sanddünen die Sonne untergeht, findet die Reise an den Rand der Zivilisation ihren spektakulären Abschluß.




Letzte Zeichen der Zivilisation in der Wüste Thar




Rajasthan ist der "Dhrom", das sagenumwobene Herkunftsland der europäischen Sinti und Roma


Sanfter Tourismus sorgt für bescheidenen Wohlstand




Sonnenuntergang in der Thar

Rajasthan -und ich benutze den Superlativ bewusst- ist einzigartig. Wenn Sie nur ein wenig abenteuerlustig sind, nachts nicht jedesmal ein Himmelbett brauchen und auch sonst nicht zu empfindlich sind, fahren Sie mit dem Zug durch Rajasthan.

Aber Vorsicht!
Wie auch bei anderen Reisen durch Indien kann es eine sein, von der Sie verändert wieder zurückkommen.



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