Auf Hongkong Island

Globalisierung funktioniert!




1. Der Kapitalismus feiert sich


2. Mit der Tram durch Hongkong Island


3. Einkehr im Hochhausdschungel





1. Der Kapitalismus feiert sich


Zumindest mein oberflächlicher erster Eindruck war so, als ich auf der Des Voeux – Road stand und mir in der Rushhour zu Feierabend das Gedränge auf den Bürgersteigen anschaute. Smarte Businesstypen jedweder Herkunft parlierten mit ebensolchen Ladies auf englisch, kantonesisch oder hindi, fallweise die „South China Morning Post“ oder den „Starbuck’s“-Kaffeebecher in der Hand.

Es ist viel Geld im Umlauf in diesen Ecken Hongkongs, die Gesprächsthemen internationaler, der Ton leichter, das Zusammenleben weniger von den Bemühungen geprägt, vernünftig über die Runden zu kommen.
Zwar ist der Grundentwurf der Gesellschaft Hongkongs ein chinesischer, genauer gesagt ein konfuzianisch-buddhistischer aus der Zeit vor der kommunistischen Machtübernahme, doch überlagert ist er von einer aufgeklärten Effizienz westlicher Prägung.
Meiner Meinung nach ist diese Mischung das Erfolgsrezept Hongkongs, Taiwans und das anderer chinesischer Communities in den Demokratien weltweit: Harte Arbeit und die Gnade, in einer politischen Ordnung zu leben, die größtmögliche Freiheit bietet.

Doch wie sich Hongkong gerade im Hinblick auf den letzten Aspekt weiterentwickeln wird, ist offen. Die aggressive Politik der Volksrepublik läßt aber wenig Raum für Spekulationen und „Hongcouver“ ist mittlerweile der Beiname von Kanadas Vancouver… 





Das ist für mich Hongkong: Ost, West und alles dazwischen




2. Mit der Tram durch Hongkong Island


Zugegeben, an der Reling der Star Ferry zu stehen und sich von Kowloon aus den Hochhäusern Hongkong Islands zu nähern, ist schon ein starkes Erlebnis. Dann aber auf das Oberdeck eines alten Waggons der Hongkong Tramway zu wechseln und ein Stück mitzufahren aber ebenso.

Die Straßenbahn ist das älteste Massenverkehrsmittel der Insel und versieht ihren Dienst seit mehr als 100 Jahren auf deren Hauptverkehrsachse. Und zu entdecken auf der rumpeligen Fahrt von West nach Ost gibt es allerhand: Zuerst die glänzenden Wolkenkratzer Centrals, dann die geschäftigen Ecken Causeway Bays und kurz vor der Endstation die ruhigen Wohnviertel Shau Kei Wans.
Unterwegs steigt ein Querschnitt aus Hongkongs Bevölkerung zu. Beim platznehmen auf den harten Bänken werden Anzugshosen glattgezogen und Miniröcke zurecht gezuppelt. Ausnahmslos jeder/jede malträtiert ein Mobiltelefon, spricht im Kantondialekt hinein oder tippt Textnachrichten. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen, dabei ohne jedwedes Gedrängel oder Gepöbel.

Steigen auch Sie an irgendeinem Stopp unterwegs einfach aus und gehen Sie in eine der Seitenstraßen hinein; ungewöhnliche Entdeckungen sind dabei garantiert!





Wohnblock in Wanchai, der Heimat von Suzy Wong.




Die Tram in Central. Die besten Plätze sind oben.


Straßenszene in Causeway Bay.




Apotheke für traditionelle chinesische Heilmittel in Sai Wan.


Auch hier gilt: Wer (irgendwie) heilt, hat recht.




3. Einkehr im Hochhausdschungel


„Religion ist Opium fürs Volk“. Gemäß dieser Aussage von Karl Marx drängten die frühen Kommunisten der Volksrepublik Religionen an den gesellschaftlichen Rand. Zwar nie so rigoros wie etwa in der Sowjetunion, aber doch so, daß heute im modernen China die meisten Bürger nicht mehr den buddhistischen, dafür aber den säkularen Heiligen, allen voran Geld und Konsum, huldigen.

Nicht so in Hongkong. Klar, der Kapitalismus feiert sich hier auch selbst, doch ist in großen Teilen die buddhistische Volksreligion immer noch präsent, in der lokale Heilige in Tempeln und Schreinen verehrt werden. Besonders Tin Hau, dem Schutzheiligen der Fischer und Seeleute, sind viele Stätten gewidmet.

Kleine Tempel sind Bestandteil der Wohnviertel auf Hongkong Island und bilden mit ihrer bunten, traditionellen Architektur einen Kontrast zu den nüchtern-modernen Hochhäusern.
Auch auf jeder Baustelle dort findet man improvisierte Schreine, damit die Betonbauer sich nicht nur mit dem Helm vor fallenden Backsteinen schützen müssen.

Dazu kommen noch Gotteshäuser und Friedhöfe anderer Religionen. Philippinos und bekehrte Chinesen liegen auf dem katholischen, Malaien und Indonesier auf dem moslemischen Teil. Irgendwo ist halt auch die Strahlkraft der multikulturellen Gesellschaft Hongkongs am Ende.




Der katholische Friedhof St. Michael liegt tatsächlich im Stadtteil Happy Valley.




Direkt nebenan der moslemische Teil vor der
allgegenwärtigen Hochhauskulisse Hongkong Islands.


Die Bauarbeiter halten es eher mit Tin Hau, der
populärsten buddhistischen Gottheit in Hongkong.




Ein weiterer, Tin Hau gewidmeter Tempel in Shau Kei Wan.


Die glimmenden Räucherspiralen tragen Wünsche in den Himmel.




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